Die Kommunikationswolke für fach- und organisationsübergreifende Zusammenarbeit

Snetz.ch ist eine (deutsch-) schweizerische Netzwerkplattform für Sozialarbeiter_innen, Psychologen_innen und andere Fachpersonen aus sozialen Berufen. Das soziale Netzwerk Snetz.ch ist ein unabhängiger, Nonprofit Online-Dienst, der Fachleute aus dem sozialen Feld in einer zeitgemässen Online-Community beherbergen will.

Im Interview mit Martin Greter erfahren Sie mehr zur Entstehungsgeschichte sowie zu den Zielen der Plattform.

Wie ist die Idee zu Snetz.ch entstanden?
Im Zusammenhang mit einem anderen Internet-Projekt, an dem ich während meinem Sabbatical Jahr 2014/15 an der Westküste Kanadas arbeitete, bin ich auf eine Netzwerkplattform für Ärzte aufmerksam geworden. 50% der amerikanischen Ärzte benützen die Kommunikationstools dieser Netzwerkplattform für den interdisziplinären, überregionalen Fachaustausch. Die veröffentlichten Fallbeispiele haben mich sehr beeindruckt. Dank dem schnellen, niederschwelligen Austausch zwischen Berufskollegen/innen konnten für unüberwindbar scheinende medizinische Probleme gezielt praktische Lösungen gefunden werden. Das hat meine Erfahrungen mit Open Source Software beflügelt. Entscheidend war aber mein Wunsch, als Führungskraft im Sozialhilfebereich die Fach- und Organisationsgrenzen noch besser überwinden zu können, und Best Practice Beispiele für die Praxis zugänglicher zu machen. So habe ich die Plattform Snetz.ch ins Leben gerufen. Dabei hat mich die Strategie geleitet, die Plattform in Form einer Eigeninitiative im Internet aufzuschalten und darauf zu setzen, dass die Möglichkeiten von Snetz.ch die Fachleute im Sozialwesen überzeugen werden. Snetz.ch ist in der heutigen Version seit Sommer 2015 aufgeschaltet. Zurzeit sind ca. 70 Fachpersonen registriert. Ich schätze, dass sich der volle Nutzen ab 1000 Mitglieder entfalten wird.

Was möchten Sie mit der Plattform erreichen?
Mit dem heutigen Internet haben wir die großartige Chance, Erfahrungswissen weiterzugeben, es noch breiter zu verschenken. Snetz.ch will aufzeigen, dass die fach- und organisationsübergreifende Kommunikation noch besser gelingt mit dieser Anwendung in einer umfassenden, intelligenten Kommunikationswolke.
Wir alle kennen die Auswirkungen unseres föderalistisch ausgeprägten Sozialwesens. Neben der tollen Möglichkeit, für gleiche Herausforderungen unterschiedliche Lösungen zu etablieren, gibt es natürlich auch die Schattenseiten. Obwohl die Kantone, die Gemeinden, und die Fachleute vernetzt sind, kann es dennoch passieren, dass mangels Austausch bewährte Lösungen in der Praxis immer wieder neu erfunden werden müssen. Innovation bedingt das Teilen von Wissen. Als Fachpersonen in sozialen Berufen sind wir es uns gewohnt, uns zu vernetzen. Wir sind in Fachgruppen, in Teams, in Kommissionen, in Berufsverbänden und in Projektgruppen engagiert. Dokumente werden ausgetauscht, Fachthemen werden diskutiert, Sitzungen werden vorbereitet. Snetz.ch unterstützt diese Netzwerkarbeit.

Welchen Mehrwert bietet Snetz seinen Mitgliedern?
Die Fachstellen des Sozialbereichs werde in der Zukunft noch mehr gefordert sein, ihre Dienstleistungen in einem zunehmend komplexeren Umfeld zu erbringen. Mit der Zunahme der Komplexität wachsen aber die zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht im entsprechenden Umfang. Ich glaube deshalb,  es wird nicht darum gehen, den Kuchen in immer kleinere Stücke zu teilen, sondern darum, das Wissen darüber zu verbreiten, wie man viele Kuchen backt. Es geht um echte Chancen für alle, vor allem für Benachteiligte.
Die Vision von Snetz.ch ist, als unabhängiger, Non-Profit Online-Dienst die angesprochenen Fachpersonen in einem vertikalen Netzwerk fach- und organisationsübergreifend zu verbinden. Das Ziel: das Erfahrungswissen vieler noch besser für anstehende Herausforderungen nutzbar zu machen. Snetz.ch ist eine browserbasierte Anwendung, die von registrierten Mitgliedern via Internet von ihrem PC, Notebook, Tablet, Smartphone vielfältig genutzt werden kann. Mitglieder können ihre beruflichen Netzwerke erweitern, miteinander kommunizieren und online interagieren. Die Übertragung der Daten erfolgt abhörsicher verschlüsselt über einen Server in der Schweiz. In einer einzigen Anwendung werden zeitsparende Kommunikationsinstrumente zur Verfügung gestellt: File Sharing, Konversation in Gruppen, Diskussions-, Mail-, Videochat-, Veranstaltungs- und Umfrageanwendungen. Jedes Mitglied kann mit seinen persönlichen Kontakten sowie Netzwerkgruppen wie Fach- oder Projektgruppe, Team, Fachverband, etc. zeitgemäss online in Verbindung stehen.

Was möchten Sie in Zukunft an Snetz noch anpassen?
Snetz.ch ist auf einem etablierten Open-Source-Content-Management-System aufgebaut. Die Open Source Community entwickelt die Grundplattform laufend weiter. Dasselbe gilt auch  für die Hauptanwendung, die das Betreiben des Netzwerkes ermöglicht. Verbesserungen sowie neue interessante Anwendungen kommen laufend dazu. Zum Beispiel in einer nächsten Snetz Version können Mitglieder wie zum Beispiel Organisationen oder selbständige Berater/innen aus dem Sozialbereich eine Page zu ihren Dienstleistungsangeboten erstellen. Diese Pages – vergleichbar mit den Pages von Facebook – werden dann für Besucher/innen von Snetz via Suchabfrage öffentlich abrufbar sein, ohne dass man Mitglied von Snetz ist. Dies ist ein Beispiel dafür, wie sich Snetz.ch automatisch anpassen, respektive weiterentwickeln wird, nämlich aufgrund der Nachfrage der Mitglieder und den technisch verfügbaren Anwendungen.
Sollten irgendwann in der Zukunft über 50% der Fachleute sozialer Berufe und Hilfsorganisationen Mitglied von Snetz.ch sein, würde dies einiges möglich machen, was heute noch undenkbar ist. Das heisst, damit sich Snetz.ch weiterentwickeln kann, benötigt die Plattform viele neue Mitglieder. Zusätzlich sind weitere Sponsoren gesucht, die den Betrieb von Snetz.ch finanziell unterstützen.

In welchem Zusammenhang sind Sie auf socialdesign aufmerksam geworden?
Ich kenne den Mitinhaber von socialdesign Andreas Dvorak persönlich. Daher verfolge ich mit Interesse, wie sich die herausragenden Dienstleistungsangebote von socialdesign weiterentwickeln.

Wir bedanken uns bei Martin Greter für das interessante Gespräch!